Freitag, 7. August 2015

Gastfamilie, Ming Gräber und Prinzessinnen

Ni Hao ihr da draußen!


»Whatever you do, I'll do it too. Show me everything and tell me how.
It all means something and yet nothing to me...
I can see there's so much to learn, it's all so close and yet so far.
I see myself as people see me, oh, I just know there's something bigger out there«
 


Letzten Samstag ging es dann also zu meiner Gastfamilie... Ganz schön aufregend, das erste Mal die Menschen zu treffen, mit denen man die nächsten 6 Monate verbringen wird. Louise, Shay und ich haben diesen Schritt letztendlich gewagt und uns einer 7 Stunden langen Zugfahrt von Hangzhou nach Beijing ausgesetzt. Und als wir diese dann geschafft hatten, hieß es vorerst Abschied nehmen und Willkommen zu meiner Gastmama und Amy zu sagen, die mich vom Bahnhof abgeholt haben.



Anstehen für Zugtickets... Unglaublich.


Für die, die es noch gar nicht wissen: Ich lebe zur Zeit in Changping, einem Ortsteil von Beijing, der ca. 2 Stunden vom Zentrum entfernt ist. Hier sind wir aber nur zum 'Urlaub' und im September werde ich dann umziehen. Ich habe zwei wundervolle Hostkinder, Amy, sie wird nächsten Freitag vier Jahre alt und Allen, er ist zwei Jahre alt. Meine Hostmama Jasmine ist erst 29 Jahre alt, was es einfacher macht, sich aufeinander einzustellen, da sie sehr jung, modern und offen agiert! Mein Hostpapa ist gestern erst angekommen, er spricht leider kein Englisch, ist aber trotzdem sehr freundlich und entgegenkommend, jedoch sehr seriös und leise, aber damit komme ich klar. Außerdem lebt in der Familie noch eine Nanny, die sich hauptsächlich um Allen kümmert und leider ebenfalls kein Englisch spricht. Trotz der Sprachbarriere und dem riesigen Kulturunterschied fühle ich mich nicht ausgeschlossen, sondern immer in das Geschehen mit eingebunden! Deswegen fühle ich mich innerhalb der Familie sehr wohl. Meine Aufgaben sind hauptsächlich die Beschäftigung der Kinder – ich versuche Amy auch schon ein bisschen Englisch beizubringen, indem ich sie immer nach den jeweiligen Farben frage, das ABC aufsage oder bis 10 zähle. Auch meiner Hostmama bringe ich jetzt jeden Morgen für eine Stunde  Englisch bei, weil sie mich gefragt hat und ich natürlich eingewilligt habe! Ansonsten fühle ich mich eher als Familienmitglied und das ist auch gut so, denke ich!





An den ersten Tage war es noch ziemlich schwierig, aber mittlerweile habe ich mich an die fremde Sprache und die Gewohnheiten der Familie gewöhnt. Die Erziehung ist hier halt total anders, aber ich hätte gedacht, dass sie autoritärer ist. Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Mädchen quasi die 'Queen' der Familie ist und tun und lassen kann, was sie denn möchte. Immer und überall. Der Mama kann sie ohne Konsequenzen alles weggenehmen, sie bekommt alles und läuft mit nackten Füßen über den Tisch im Restaurant. Für uns Deutsche: Unvorstellbar, so ein ungehorsames Verhalten! In China wird das alles mit einem Lächeln kaschiert, aber richtige Konsequenzen gibt es hier irgendwie nicht. Auch steht Allen, weil er noch so klein ist, meist im Hintergrund, da Amy ihm alles wegnimmt und er dann oft weint. Niemand sagt etwas, egal ob sie seine Sachen kaputt macht oder ihn umschubst. Natürlich sind das Kinder und das ist mir ja auch bewusst, aber da wirklich keiner darauf eingeht, nagt mein Gerechtigkeitssinn oftmals schon an meinem Gewissen, jedoch lautet eine wichtige Regel: 'Watch and Adapt!'. Es ist nicht meine Erziehung und man sollte nur etwas verändern, wenn man allein mit dem Kind ist. Sonst könnte das falsch für die Eltern rüberkommen. Das gleiche gilt übrigens auch für alle Kulturunterschiede, sei es jetzt, dass vor 2 Wochen in Hangzhou 20.000 Hunde umgebracht wurden oder einfach die – für uns Deutsche – schlechten Tischmanieren wie Schlürfen, Rülpsen oder sonst was. Merkt euch eins: 'It's just different, but it is never wrong!' Wie gesagt, es ist nicht unsere Kultur, wir müssen es nicht gut heissen, aber es ist niemals 'falsch,' einfach nur anders. Ich glaube, dass viele Menschen das lernen müssen... 'Aus anderen Perspektiven sehen zu können' – ein wesentlicher Grund, warum ich nach China gekommen bin.

Naja, weiter im Text.

Regenbogen und schöne Sonnenuntergänge sind doch was herrliches.



Meine Zeit hier verlief ansonsten ganz gut, wenn auch vorerst relativ langweilig und einseitig. Am Donnerstag waren wir Mittags beim chinesischen BBQ. Ich wünschte, sowas würde es auch in Deutschland geben... Ein Tisch mit einem Grill in der Mitte und man konnte sich alles bestellen, was man wollte. Take a Look (VORSICHT: lecker!).








Heute sind wir dann zu den Ming Gräbern gefahren, worauf ich mich einfach nur riiiesig gefreut habe! Da das Thema viel zu komplex ist, um es komplett beschreiben zu können, ohne den roten Faden völlig zu verlieren, zeige ich euch lieber die Fotos – die sprechen nämlich für sich selbst.

Die Ming-Gräber (明朝十三陵 / Míngcháo Shísān Líng / »Dreizehn Gräber der Ming-Dynastie«) sind Begräbnisstätten von 13 Kaisern der chinesischen Ming Dynastie, die sich etwa 50 km von Chinas Hauptstadt Peking entfernt am Fuße des Berges Tianshou befinden.
 







          Mein Hostpapa und Amy.

 






Sooo cute! Elephant Seats. 🐘










Überall haben die Leute Yuan (chinesisches Geld) hingeworfen.


Grabstätte des Wanli, 13. Kaiser der Ming-Dynastie 


Unterirdische Gänge




›Der Turm der Seelen‹:







 
›Der Tanz des Drachen‹:




Die ganzen Gräber zu sehen war schon wirklich faszinierend. Zu wissen, dass hier ein riesiges Stück von Chinas Geschichte begraben liegt, ist wirklich umwerfend. Natürlich sah es auch super toll aus, die Verziehrungen und schönen Namen, wie 'Diamond Wall' oder 'Phoenix Crown', ganz anders als in Deutschland – Ich liebe das.

Als wir gerade fertig geworden sind und gehen wollten, hat meine Hostmama einen Stand mit Kleidern gefunden, die so aussehen wie aus der chinesischen Ming Dynastie. Sie hat dann mit dem Mann gesprochen und wir {Amy und ich} durften uns dann je zwei Kleider aussuchen, die wir tragen durften. Was dann daraus entstanden ist, könnt ihr hier sehen:



























Amy und Allen!



Danach sind wir zum Lunch gefahren und das Restaurant hat mir einfach die Sprache verschlagen. Wie in einem Palast, man hatte sein eigenes kleines Zimmer mit Loge und Himmelbett, alles aus feinstem Porzellan und eine Speisekarte zum Dahinschmelzen. Man konnte sogar Eselfleisch bestellen. Außerdem habe ich zum ersten Mal die berühmte Pekingente probiert und es war einfach nur köstlich! Nebenbei gab es übrigens eine Theater-, Musik und Magieshow. Wirklich atemberaubend.











Und dann kam die berühmte Pekingente!




Die Pekingente haben wir so gegessen: Es gab kleine Pfladen, also so kleine Crepes, in die wir das Fleisch, die knusprige Haut, verschiedenes Gemüse und natürlich Sojasoße {immer und überall dabei} gelegt haben. Zusammengefaltet, voilà!




Mein Hostpapa und ich haben dann auch noch chinesisches Bier getrunken... Schmeckt genauso wie Deutsches finde ich, aber da kenne ich mich nicht so gut aus.





Die Show...




Die Kinder hatten auch Spaß – ganz klar bei so einem tollen Himmelbett!!



Und dann war das herrliche Essen auch schon wieder vorbei... Aber das war wirklich eine ganz tolle Erfahrung, ich denke nicht, dass ich so ein tolles Restaurant nochmal zu Gesicht bekommen werde.

Das waren auch schon meine Eindrücke aus der ersten Woche. Ich hoffe, euch gehts allen gut und ihr seid genauso zufrieden {wie ich} mit dem, was ihr so macht. Denn auch die nicht so leichten Zeiten hier in China werde ich als positive Erfahrung mitnehmen, denn das ist ja genau das, warum ich hier bin.

Viele Erfahrungen – andere Lebensstile – neue Sichtweisen.

Bis zum nächsten Mal,

Zaijian,

Leonie

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